Was Mamas wirklich brauchen – Hilfe, die entlastet

Was Mamas wirklich brauchen – Hilfe, die entlastet

Manche Menschen tragen das Helfen einfach im Herzen. Kornelia ist so ein Mensch. Schon als Kind kümmerte sie sich um andere, tröstete, wenn Tränen flossen, und wollte immer da sein, wenn jemand Unterstützung brauchte. Später machte sie Babysitter- und Erste-Hilfe-Kurse, betreute Kinder und stand jungen Müttern im Wochenbett zur Seite. Für Kornelia ist Helfen keine Pflicht, sondern eine Herzenssache – und genau darüber spricht sie in diesem Interview: über Windelwechsel, die sie geprägt haben, über den Moment, der ihr Helferherz wachgerüttelt hat, und darüber, was Mütter wirklich brauchen.

Mit 17 habe ich dann bewusst entschieden, dass das Helfen wohl zu mir gehört.

Wann hast du zum ersten Mal gespürt, dass Helfen für dich nicht Pflicht, sondern Herzenssache ist?

Kornelia: Ich habe drei Halbgeschwister. Meine älteste Halbschwester wurde geboren, als ich fünf Jahre alt war. So kam ich früh in Berührung mit Babys und half schon als Kind, wo ich konnte – angefangen beim Windelwechseln bis hin zu kleinen Aufgaben. Meine Mama erzählte mir oft, dass ich schon in Kindergarten und Volksschule einen ausgeprägten Helferdrang hatte: trösten, kleine „Verletzungen“ versorgen, einfach da sein. Mit 2 Jahren soll ich mich laut ihren Erzählungen tröstend zu einem anderen Kind gesetzt haben, das geweint hat, weil es nicht hier bleiben wollte. Dieses Helfersyndrom begleitet mich bis heute.

Mit 17 habe ich dann bewusst entschieden, dass Helfen zu mir gehört. Ich absolvierte eine Babysitter- sowie eine Erste-Hilfe-Ausbildung für Babys und Kleinkinder beim Roten Kreuz. Für mich war es keine Pflicht, sondern ein echtes Bedürfnis, in jeder Situation unterstützen zu können.

Welche Erinnerung an deine eigenen Kindheitserfahrungen mit Babys hat dich am meisten geprägt?

Kornelia: Eine prägende Erinnerung war das erste Windelwechseln bei einem meiner Geschwister. Es war spannend, bis das Baby plötzlich laut zu schreien begann – ich war erschrocken und hatte Angst, etwas falsch gemacht zu haben. In diesem Moment habe ich die Hilflosigkeit eines Babys ganz intensiv gespürt.

Später prägte mich auch die Schwangerschaft meiner besten Freundin. Ich habe vieles miterlebt: nächtliches Aufwachen, wenn das Baby auf der Blase lag, Gelüste mitten in der Nacht, die gestillt werden wollten. Oft haben wir bis in die frühen Morgenstunden gemeinsam gegessen, gelacht und geredet. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig Nähe, Geduld und Humor in dieser Zeit sind.

Der Moment, als ich die Erleichterung im Gesicht einer frischgebackenen Mama gesehen habe, hat sich für immer in mein Herz gebrannt.

Wie hat dich der Moment verändert, als die Mama nach einer Dusche zurückkam und du ihr die Erleichterung im Gesicht gesehen hast?

Kornelia: Dieser Moment hat sich tief eingeprägt. Eine Arbeitskollegin von mir bekam ihr Baby sechs Wochen zu früh. Als ich sie später zuhause besuchte, brachte ich – auf den Rat meiner Mutter hin – Essen mit. Während wir zusammen auf der Couch saßen, merkte ich, wie erschöpft sie war, und schlug ihr vor, in Ruhe zu duschen.

Kaum war sie im Bad, begann ihr Baby zu quengeln. Ich nahm es in den Arm, und es schlief nach kurzer Zeit friedlich ein. Als sie zurückkam, sah ich pure Erleichterung in ihrem Gesicht. Das Baby schlief zwei Stunden lang auf mir, und sie konnte in dieser Zeit tun, was sie brauchte. Da wurde mir klar: So wichtig Babys sind – es ist genauso entscheidend, wie es der Mama geht.

Allerdings hat es mich auch erschrocken und ich habe mich gefragt: „Möchte ICH so etwas durchmachen?“ und „Kann ich mich so sehr aufgeben für einen anderen Menschen?“ Aber gleichzeitig war ich so froh in dem Moment hier gewesen zu sein. Sie so sichtbar entlasten zu können mit einer „Kleinigkeit“.

Helfen darf nicht bedeuten, sich selbst völlig zu verlieren – sondern aus eigener Kraft heraus Unterstützung geben.

Gab es eine Situation, in der dein Helferherz auf eine harte Probe gestellt wurde – und was hast du daraus gelernt?

Kornelia: Julia, du kannst dir nicht vorstellen wie oft und wie sehr. Ich gehöre leider zu den Menschen, die nicht oft genug Nein sagen können. Ich helfe und biete Hilfe an, auch wenn ich selbst eigentlich nicht mehr kann.

Wenn man nur das Beste für jemanden will, sich selbst dabei aber vergisst, ist es schwer, alles unter einen Hut zu bekommen. Vor allem wenn die Nerven bei allen schon zum Zerreißen gespannt sind. Und dann bekommt oft jemand den Frust ab, der gar nichts dafür kann. Ich hab daraus gelernt: Ich muss zuerst darauf schauen, dass es mir gut geht. Nur dann kann ich wirklich helfen.

Warum glaubst du, fällt es so vielen Menschen schwer, das Wochenbett wirklich zu respektieren?

Kornelia: Ich weiß es nicht genau, aber ich finde es erschreckend. Das Leben ist schnell, der Druck groß, sofort wieder auf den Beinen zu sein. Aber wieso eigentlich?

Für mich ist klar: Im Wochenbett gilt allein, was die Mama möchte. Ungebetener Besuch ist respektlos. Es ist eine harte, aber auch schöne Zeit – hab ich mir sagen lassen, ich hatte selber noch keins.
Man lernt sich selbst, den Partner und die neue Familie kennen, baut einen Alltag auf und braucht dafür Ruhe. Gerade weil meine Schwägerin bald ihr erstes Kind bekommt, ist es mir wichtig, immer wieder zu betonen: Sie allein bestimmt, wann Besuch willkommen ist, und in welcher Form Unterstützung gut tut. Wenn Mama bereit dazu ist, jemanden zu sehen, dann wird sie es sagen!

Es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten – es ist Stärke.

Was möchtest du deiner Schwägerin mit auf den Weg geben, damit sie ihr Wochenbett selbstbestimmt erleben kann?

Kornelia: Hör auf dein Bauchgefühl und auf deine Bedürfnisse. Nur DU und DEIN BABY zählen. Sag klar, was du möchtest und was nicht.

Wenn du Essen ohne Besuch willst, bekommst du es vor die Tür gestellt. Wenn du Einkäufe brauchst, schicke die Liste und ich brings vorbei. Wenn du Me-Time willst, wird jemand dein Baby hüten, ohne Vorurteile. Du hast das größte Wunder erschaffen, und das verdient Respekt und Schutz.

Wenn du Müttern einen einzigen Rat geben könntest, um sich Unterstützung zu holen, wie würde er lauten?

Kornelia: Brecht mit dem Bild, dass eine Mama alles allein schaffen muss. Es ist keine Schwäche, Hilfe anzunehmen; es ist Stärke. Es braucht ein Dorf, und dieses Dorf muss oft erst wachsen.

Jede kleine Geste zählt: Ob Zuhören, Kochen oder 30 Minuten Babyzeit – es macht einen riesigen Unterschied.

Hast du Tipps für Frauen, die helfen möchten, aber nicht wissen wie?

Kornelia: Ich wünsche mir eine Community, in der helfende Hände und Mamas unkompliziert zusammenfinden, ohne Vorurteile, einfach unterstützend. Es beginnt bei kleinen Dingen. Wenn ihr euch nicht traut, einer frischgebackenen Mama direkt zu helfen, dann vielleicht bei den älteren Kindern im Umfeld. Jede Kleinigkeit hilft! Oft mehr, als man sich vorstellen kann.

Mit ihrer Offenheit, ihrem großen Herzen und ihrer natürlichen Art zu helfen erinnert uns Kornelia daran, dass Unterstützung kein Luxus ist, sondern ein Geschenk des Miteinanders. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Mamas den Raum zu geben, den sie brauchen. Ehrliche Unterstützung, die Grenzen respektiert! Ach, bräuchten wir nicht alle eine Kornelia in unserem Leben? Aber auch: Für wen können wir eine Kornelia sein?

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