Linda stand vor einer riesigen Herausforderung: Ängste, Sorgen und die Einsamkeit im Wochenbett. Doch sie fand einen Weg, durch diese Zeit zu kommen – auf eine Art, die sie selbst überrascht hat. Was hat ihr geholfen, diesen schweren Weg zu gehen?
„Wochenbett war für mich erstmal nur: Wie komme ich selbst durch diese Zeit?“
Du hast schon in der Schwangerschaft gespürt, dass dir das Wochenbett große Sorgen macht. Was genau war deine größte Angst in dieser Zeit?
Linda: Ich hatte von Wochenbett eigentlich erst durch Recherchen gehört – und zwar von richtig schlimmen Geschichten: Frauen, die wochenlang bluten, Schmerzen haben und kaum laufen können. Meine Angst war weniger das Baby, als dass ich das körperlich nicht schaffen würde. Ich dachte oft: „Wie soll ich das bloß überstehen?“ Wichtig war mir, dass mein damaliger Partner mich unterstützt, meine Ängste versteht und für mich da ist. Doch als er nicht mehr da war, blieb mir nichts anderes übrig, als „Augen zu und durch“ zu sagen…
Wie war es für dich, die ersten Wochen mit Baby ohne festen Partner an deiner Seite zu erleben?
Linda: Das war dann überraschend okay für mich. Irgendwie war es sogar erleichternd, denn so musste mich nur um ein Kind kümmern und nicht zwei. Als er Mitte Januar gegangen ist, ohne sich nochmal zu melden, nahm mir das irgendwie emotionalen Druck weg. Freunde und meine Hebamme sagten mir, dass ich danach viel glücklicher aussah – ich glaube, das hat mich wirklich entspannt und mir geholfen, mich voll auf mein Baby zu konzentrieren.
„Ich finde es schade, die schönen Momente nicht teilen zu können. Aber emotional hat mir die Trennung Druck genommen“
Du hast vor dem Interview anklingen lassen: Deine Mutter hat dich zwei Wochen lang umsorgt. Was hat ihre Anwesenheit für dich bedeutet – körperlich, emotional, seelisch?
Linda: Das war das größte Geschenk. Sie hat gekocht, geputzt, Wäsche gewaschen und einfach dafür gesorgt, dass ich mich wirklich nur um das Baby kümmern musste. Das hat mir enorm viel Druck genommen und mir die Ruhe gegeben, die ich brauchte. Es war ein tolles Gefühl, jemanden zu haben, der sich einfach um mich kümmert. Mit meiner Mutter an meiner Seite konnte ich wirklich ankommen in meinem neuen Leben. Sie hat mir geholfen, langsam zu werden, zu heilen.
Du hast gelernt, um Hilfe zu bitten – obwohl das sonst nicht leicht für dich ist. Was hat dir den Mut gegeben?
Linda: Ich glaube, der Mut kam aus der Not heraus. Ich konnte einfach nicht mehr alles allein schaffen. Außerdem dachte ich: Ich habe oft genug anderen geholfen, jetzt ist es Zeit, selbst Hilfe anzunehmen. Und ganz ehrlich, diese Stärke-durch-Unabhängigkeit-Erwartung an Frauen finde ich total falsch.
Wie hast du es geschafft, dich im Wochenbett wirklich zu schonen? Gab es Rituale oder Tricks?
Linda: Das ging vor allem, weil ich mich auf meine Mutter verlassen konnte. Ich musste nur im Bett liegen und das Baby füttern. Als ich mich besser fühlte, hab ich ganz langsam kleine Dinge gemacht, aber immer mit viel Rücksicht auf meinen Körper. Ich hab versucht, nicht in alte Muster von Aktionismus zurückzufallen und wirklich auf meinen Körper zu hören.
„Hilfe zu bekommen ist keine Schwäche. Sie zu suchen und anzunehmen ist ein Geschenk an sich selbst und das Baby.“
Was würdest du einer Frau sagen, die das Wochenbett ganz allein vor sich sieht – so wie du es befürchtet hast?
Linda: Ich würde ihr empfehlen, so viel wie möglich vorzubereiten – Mahlzeiten vorkochen und einfrieren, so viel Hilfe wie möglich zu erbitten, eine gute Hebamme zu suchen, die auch emotional unterstützt. Und wenn es finanziell geht, sich wirklich mal was zu gönnen: eine Haushaltshilfe oder Essen auf Rädern, damit man sich wirklich schonen kann.
„Linda zeigt uns, dass Stärke auch im Annehmen von Hilfe liegt. Ihr Mut, trotz aller Herausforderungen weiterzugehen – für sich selbst und ihr Baby – ist eine Inspiration für jede Frau.
Danke Linda, dass du deine Geschichte mit uns teilst! 💛🐝“
– Julia, Mothers & Maidens